10 Höflichkeitsregeln für Korea

Ansammlung von Menschen in Seoul/Südkorea
Ansammlung von jungen Menschen in Seoul/Südkorea – ein ordentliches Benehmen ist in Südkorea von höchster Bedeutung!

안녕! Deutschland und Südkorea haben sehr unterschiedliche Kulturen. Daher kann es im gemeinsamen Miteinander leicht zu Missverständnissen kommen. In diesem Beitrag möchten wir euch 10 wichtige Höflichkeitsregeln für Korea an die Hand geben, die ihr beachten solltet, wenn ihr Südkorea besucht oder wenn ihr Koreaner in Deutschland trefft.

  1. Das Essen wird geteilt

In Deutschland ist es üblich, dass jeder seinen eigenen Teller hat und Essen nicht geteilt wird. In Korea und in anderen asiatischen Ländern hingegen wird das Essen sehr oft geteilt. Das bedeutet, in der Mitte stehen z.B. ein Topf, Schälchen oder eine Grillplatte, aus welchen sich alle Beteiligten das Essen nehmen und diese dann auf dem eigenen Teller essen. Auch wenn man mit Koreanern in ein Restaurant geht, bestellt man in vielen Fällen “gemeinsam”, z.B. wenn Gerichte wie Tteokbokki (koreanische Reisnudeln) bestellt werden ist es nicht so, dass jeder Teilnehmer dann seine “eigene Portion” hat.

Typisches koreanisches Essen
Typisches koreanisches Essen

Koreaner finden es auch merkwürdig, wenn Ausländern in Fast–Food Restaurants wie McDonalds die Pommes Frites nicht teilen – diese werden in die Mitte gelegt und jeder kann sich bedienen. Wichtig: Das Teilen von Speisen ist unter Freunden und Familie “normal”, im Geschäftskontext kann davon aber abgewichen werden. Auch eignen sich nicht alle Speisen zum Teilen.

  1. Schuhe bitte ausziehen

In den meisten koreanischen Haushalten und teilweise auch Restaurants (bei denen mit niedrigen Sitztischen) gilt eine “Shoe-Off-Policy”, d.h. die Schuhe werden beim Betreten der Wohnung ausgezogen – der “Straßendreck” soll nicht in die Wohnung gelangen. Wer dennoch die Wohnung mit Schuhen betritt, gilt als äußerst unhöflich. Vorteil in Südkorea: Viele Wohnungen sind im Gegensatz zu Deutschland mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Außerdem haben viele koreanische Familien auch Hausschuhe für Gäste vorrätig – es muss sich in der Regel also niemand Sorgen um kalte Füße machen :).

  1. Seid vorsichtig mit Körperkontakt!

In westlichen Kulturkreis sind Berührungen wie Händeschütteln, Umarmungen oder sogar Küsse unter Freunden auf die Wange zur Begrüßung oder Verabschiedung nichts Besonderes. In Südkorea ist das anders. Gerade wenn man sich nicht gut kennt, sollte man hier vorsichtig sein. Körperkontakt, besonders zwischen Mann und Frau, ist hier den Liebenden oder Familien vorbehalten. Beispielsweise umarmen sich koreanische Männer und Frauen in der Regeln nur, wenn der Kontakt mehr als nur platonisch ist (z.B. beim Dating oder in einer Beziehung). Auch Händeschütteln zur Begrüßung ist für viele Koreaner unüblich und sie könnten überrascht reagieren. Wichtig: Koreaner, die bereits in andere Länder gereist sind oder dort sogar gelebt haben, können den Körperkontakt gut einordnen. Sie wissen, dass in eine Umarmung nicht mehr als nur eine Verabschiedung o.ä. ein zu interpretieren ist. Wenn ihr aber z.B. koreanische Freunde habt und diese euch deren Freunde vorstellen, solltet ihr eher zurückhaltend sein und diesen Freunden nicht gleich in die Arme fallen. 😉

  1. Sitzordnung in der U-Bahn beachten

In Korea kommt ihr um das Fahren mit der U-Bahn nicht umhin, z.B. wenn ihr geradedie Sehenswürdigkeiten Südkoreas besichtigt (z.B. Seoul oder Busan). Die U-Bahn ist zuverlässig, günstig und schnell. Allerdings lauert auch hier ein Fettnäpfchen. In jedem Waggon gibt es Sitzplätze, die nur von alten Menschen, Schwangeren oder Behinderten benutzt werden dürfen. Diese befinden sich meist im hinteren Teil des Waggons und sind deutlich gekennzeichnet.

Sitzplätze in der U-Bahn von Seoul für ältere Menschen, Schwnagere oder Behinderte
Sitzplätze in der U-Bahn von Seoul für ältere Menschen, Schwnagere oder Behinderte

Anders als in deutschen Bahnen, in welchen es diese Plätze ja theoretisch auch gibt, werden diese in Korea konsequent für den dafür bestimmten Personenkreis freigehalten. Sich als junger Mensch auf einen der Plätze zu setzen ist ein absolutes No-Go!

  1. Drängelt nicht

Wo wir wieder beim Thema U-Bahn wären. In Deutschland gilt bei Rolltreppen die Regel “Rechts stehen, links gehen”. Das lernt hier jedes Kind! Anders in Südkorea. Hier steht man auch links und wenn jemand auf der linken Seite steht, wird geduldig dahinter gewartet und nicht gedrängelt. Seid daher auch nachsichtig mit Koreanern, die auf deutschen Rolltreppen die linke Spur blockieren ;). Nicht drängeln gilt auch für das Ein -und Aussteigen in der U-Bahn.

Menschen warten geduldig in einer Reihe auf die U-Bahn in Seoul
Menschen warten geduldig in einer Reihe auf die U-Bahn in Seoul

Drängelt euch beim Einsteigen in die U-Bahn nicht vor, sondern stellt euch in einer Linie an und wartet, bis ihr beim Einsteigen dranseid.

  1. Laute Unterhaltungen vermeiden

Koreaner und westliche Ausländer haben in der Regel ein unterschiedliches Empfinden für Lärm/Lautstärke. Während beispielsweise in deutschen Bahnen häufig telefoniert und laut gesprochen wird, sollte dies in Südkorea unterlassen werden. Ein rücksichtsloses, lautes Verhalten in öffentlichen Verkehrsmitteln oder laute Partys in Hotel- oder Hostelzimmern gelten als sehr unhöflich. In Korea sind Ruhe und Zurückhaltung geboten.

  1. Toleranz für Religion

In Deutschland und Österreich spielt die katholische oder protestantische Religion oder der Besuch der Kirche unter jungen Leuten im Alltag eher selten eine Rolle. Anders unter Südkoreanern – wenn ihr koreanische Freunde oder Bekannte habt, ist es nicht selten, dass diese in einer Kirchengemeinschaft sind und ihrerReligion (meist protestantisch oder katholisch) aktiv nachgehen, z.B. regelmäßig und lange idie Kirche besuchen oder in der Bibel lesen. In Deutschland gibt es deshalb auch viele koreanische Kirchen. Auch wenn dies für euch ungewöhnlich erscheinen mag, ist es hier wichtig, Toleranz zu zeigen. Die katholische und protestantische Religion hat in Korea in der Breite der jungen Bevölkerung eine höhere Bedeutung als in Deutschland. Außerdem ist sie für viele Südkoreaner auch ein wichtiger Teil des Soziallebens (z.B. gemeinsame Aktivitäten mit der Kirchengruppe). Seid hierfür als tolerant.

  1. Politische Themen meiden

Wie auch in Deutschland oder Österreich, ist Politik auch in Korea eher ein “No-Issue”, d.h. ein Thema, welches es zu vermeiden gilt. Gerade junge Koreaner, die gerade mit dem Studium beginnen, möchten einfach ihr Leben genießen und sich nicht mit politischen Fragen beschäftigen. Die jungen Leute sind in Korea in der Regel weniger politisiert als in Deutschland. Fragen wie “Was denken Koreaner über Nordkorea?” spielen im Alltag der jungen Koreaner in vielen Fällen keine Rolle oder die Themen langweilen sie.

  1. Vorsicht mit dem Trinkgeld

Ganz Thema Trinkgeld ist ganz wichtig für den Reiseknigge Korea. Denn auch hier ticken Deutsche und Koreaner anders. Während es in Deutschland zum guten Ton gehört, Trinkgeld in im Restaurant oder im Café zu geben, ist dies in Korea nicht der Fall. Koreaner geben in Südkorea kein Trinkgeld. Schlimmer noch: Trinkgeld könnte von den Kellnern als Almosen aufgefasst werden. Wenn die Kellner sehen, dass ihr Ausländern seid, drücken sie vielleicht ein Auge zu und nehmen das Trinkgeld an, aber aus Höflichkeit und um die Kellner nicht in unbequeme Situationen zu bringen, solltet ihr darauf verzichten, in Korea Trinkgeld zu geben.

  1. Seid nicht zu direkt und passt euch an

Zu guter Letzt noch das A&O der Höflichkeitsregeln für Korea: Seid nicht zu direkt. Gerade wenn ihr euer koreanisches Gegenüber nicht gut kennt, ist es besser, sich eher oberflächlich zu unterhalten und z.B. persönliche Fragen zu vermeiden. Es ist wichtig, Koreaner nicht zu “überrumpeln” mit vielen Fragen oder zu intensiven Gesprächsthemen. Lasst euch auch erstmal etwas Zeit mit Einladungen o.ä. bis ihr euer Gegenüber besser kennengelernt habt. Auch wichtig: Passt euch im zweifelsfall an. In Korea ist es oft ungünstig, wenn man “auffällt”. Passt euch im Zweifelsfall dem Verhalten der Mehrheit an.

Wir hoffen, dass euch diese 10 Höflichkeitsregeln und Benimmregeln für Südkorea helfen, die ein oder andere unangenehme Situation oder Fettnäpfchen zu vermeiden. Wenn ihr mehr über die koreanische Kultur lernen möchtet, schaut doch öfters auf unserem Korea Blog vorbei. Erfahrt mehr darüber, wie koreanische Frauen oder koreanische Männer ticken, weshalb in Korea immer weniger Menschen einen Kinderwunsch haben, was KakoTalk ist, was Koreaner über K-Pop denken oder ob ihr lieber in Korea oder in Japan Urlaub machen solltet. Viel Spaß!

15 Kommentare

  1. Danke. Ich finde es toll, das Schreiben hat mir eine kleine Vorstellung davon gegeben, was
    in Korea anders als in Deutschland ist.
    Da wir öfters Netlix und dort die koreanischen Filme sehen, wird mir vieles verständlicher. Besonders
    das Verhalten zwischen Mann und Frau und der Familie.

  2. Meine Frau und ich fliegen am 25.09.23 zu unserem jüngsten Sohn nach Südkorea. Er Lebt dort schon seit fast 7 Jahren und hatte dort seinen Master in Wirtschaft gemacht ( vorher in Hamburg seinen Bachelor Südostasien Schwerpunkt Südkorea gemacht). Er hat dort einen super Job bei “Naver Web”.
    Nach Japan geht es dann auch noch.
    Meine Frau war 2018 schon mal dort und sie fand es sehr gut dort. Alle Menschen waren sehr nett und hilfsbereit. In den Öffentlichen Verkehresmittel stand man für sie auf. Sie hatte auch 2 x ihr Handy in einem Restaurant liegen gelassen und es war am nächsten Tag, wie mein Sohn vorher sagte , abholbereit dort.
    In den Öffentlichen Verkehresmittel ist es auch entsprechend viel ruhiger.
    Es gibt dort noch viel Respekt gegenüber älteren Menschen was hier leider fehlt.
    Gruß aus Hamburg ⚓🙋‍♂️Holgi

    1. Hallo Holger, danke, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hat. 🙂 Eigentlich ist ein Job bei Naver mega, auch viele Koreaner wollen dort arbeiten. Ich wünsche deiner Familie eine schöne Zeit in Korea!

  3. Ich plane für Dezember eine Reise nach Südkorea. Ich bin gerade dankbar für diese Seite mit echt tollen Informationen. Einerseits bin ich neugierig auf die Menschen und die Kultur, andererseits habe ich etwas Angst. Angst zu enge Kontakte zu erleben.
    Aber ich bin erwachsen und denke ich bekomme das geregelt.
    Meine Erfahrung für Aufenthalte in anderen Ländern ist, Beobachten ist das A und O. Alleine damit kann man viel lernen. Ja, wir Deutschen neigen etwas zu Dominanz und Direktheit. Tut uns ganz sicher gut solche Kulturen mal kennen zu lernen und zu respektieren.
    Ich bin gespannt und hoffe sehr das dieser Urlaub stattfindet.
    Trotzdem vielen Dank für eine solch aufschlussreiche und hilfreiche Seite.
    Dangggäääääää 😉

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, Markus 🙂 Es freut mich zu hören, dass unsere Website dir ein wenig helfen konnte. Ich wünsche dir viel Spaß und schöne Erlebnis in Korea!!

  4. Ich war mit meiner Frau (Koreanerin) soeben wieder für 3 Wochen in Seoul. Der Artikel gibt die heutige Situation sehr genau wieder. Besonders gefällt mir in Korea das respektvolle rücksichtsvolle Miteinander, das gute Verkehrsnetz (U-Bahnen und Busse, die pünktlich sind), die Sauberkeit insgesamt – in den Öffentlichen Verkehrsmitteln ebenso wie in den öffentlich zugänglichen sanitären Anlagen. Was mir nicht so gut gefällt, ist der Missionseifer der Evangelikalen, die zunehmend an Einfluss gewinnen.

  5. Ich war mit meiner Frau (Koreanerin) soeben wieder für 3 Wochen in Seoul. Der Artikel gibt die heutige Situation sehr genau wieder. Besonders gefällt mir in Korea das respektvolle rücksichtsvolle Miteinander, das gute Verkehrsnetz (U-Bahnen und Busse, die pünktlich sind), die Sauberkeit insgesamt – in den Öffentlichen Verkehrsmitteln ebenso wie in den öffentlich zugänglichen sanitären Anlagen. Was mir nicht so gut gefällt, ist der Missionseifer der Evangelikalen, die zunehmend an Einfluss gewinnen.

    1. Hallo Norbert, danke für deinen Kommentar. In der Tat gibt es viele aktive Protestanten in Südkorea, auch unter den jungen Leute. Meiner Erfahrung nach sind die jungen Evangelisten durchaus tief in ihrer Religion, halten sich mit dem Missionieren aber (zumindest bei mir) zurück :). Ich habe den Eindruck, dass die protestantische Kirche für viele Koreaner ein Ort der Zusammenkunft ist. Es geht nicht “nur” um gemeinsame Gottesdienste, sondern auch um das Zusammensein danach (z.B. gemeinsames Mittagessen oder Treffen am Han River). Gerade in der heutigen Zeit, in der vieles nur noch “online” stattfindet und Freundschaften immerer rarer werden, kann ich daher verstehen, wenn Koreaner ihre Zeit in der Kirche genießen, auch wenn der Protestantismus selbst nicht meinem Lebensstil und Glauben entspricht :).

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert